Anfänge in der Burg Horkheim
Heute sind in Horkheim kaum noch sichtbare Hinweise erhalten, dass etwa 250 Jahre lang eine kleine jüdische Gemeinde im Dorf existierte. Sie hatte sich schon weitgehend aufgelöst, als die jüdische Familie Maier 1943 der Schoa zum Opfer fiel.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Horkheim ist eng mit der Geschichte der ehemaligen Burg verknüpft. Während das Dorf Horkheim 1504 an Württemberg fiel, blieb der Burgbezirk bis 1806 unter kurpfälzischer Oberherrschaft. Vor Ort wechselten sich verschiedene Ritterfamilien als Lehensträger ab. Für diese Ritterfamilien war die Ansiedlung von Juden im Bereich der Burg attraktiv: Sie verlangten Schutzgeld von den jüdischen Familien. Die württembergische Obrigkeit im Dorf Horkheim selbst duldete dagegen keine Jüdinnen und Juden.
Die Witwe Susanna Regina von Seybold von Horkheim, geborene von Hallweil, erlaubte um 1690 erstmals einer jüdischen Familie, sich im Bereich der Burg anzusiedeln: Abraham Mayer, Schwiegersohn des Moses aus Sontheim, zog als Schutzjude ins Horkheimer Schloss. Er handelte mit Vieh, Leinwand, Wolltüchern und Bettzeug.
Die Zahl der jüdischen Bewohner im Schlossbezirk blieb jedoch sehr gering – 1749 sind 17 Namen bekannt, 1771 waren es 89 Menschen. Mit dem Übergang des Schlosses an Württemberg 1806 und der zunehmenden Freizügigkeit für Menschen jüdischer Konfession konnten sie sich auch im Dorf Horkheim selbst niederlassen.
Die jüdische Gemeinde im 19. und 20. Jahrhundert
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner in Horkheim wie in anderen Landgemeinden stark ab. Dennoch errichteten sie 1859 eine neue Synagoge an der Schlossgasse 5.
1930 lebte nur noch die Familie des Viehhändlers Max Maier im Dorf. Er und seine Frau Selma, ihre kleine Tochter Margot und die Schwestern Max Maiers, Johanna Maier und Helene Künstler, wurden deportiert und in verschiedenen Lagern ermordet. Vor dem Haus Hohenloher Straße 15 erinnern Stolpersteine an ihr Schicksal.
Der Burgbezirk
Der Horkheimer Burgbezirk war über drei Jahrhunderte hinweg für Württemberg exterritoriales Gebiet. Nur innerhalb dieses Bezirks waren Jüdinnen und Juden geduldet. Ihren Betraum hatten sie seit 1737 im zweiten Obergeschoss des mittelalterlichen Wohnturms. Zur selben Zeit legten sie im Burggraben ein rituelles Bad (Mikwe) an.
Als in der Folge weitere jüdische Familien in den Burgbereich zogen und dort baufällige Häuser erneuerten oder neue errichteten, blieben sie von Schutzgeldzahlungen befreit. Ihre Toten mussten sie 20 Kilometer entfernt auf dem jüdischen Friedhof von Affaltrach bestatten. Über einen solchen Leichentransport mit dem Ochsenwagen heißt es 1696, er habe „die ganze Samstag Nacht und den Sonntag“ gedauert.
Als die Horkheimer Juden 1859 den Neubau einer Synagoge in der Schlossgasse planten, wird auch eine „alte Sinagoge“ direkt dahinter genannt. Es ist unklar, wie lange die damals neu erbaute Synagoge dann als solche in Gebrauch war.
Konflikte mit der Nachbarschaft
Die Obrigkeit im Dorf Horkheim lehnte die Ansiedlung von jüdischen Familien im Bereich der Horkheimer Burg ab – sowohl die Amtsleute des Herzogtums Württemberg als auch die kirchliche Obrigkeit. Die jüdischen Familien mussten jedes Jahr Wegegeld an das württembergische Oberamt bezahlen, um die Burg überhaupt verlassen zu können. Insbesondere die unterschiedlichen Ruhetage boten Anlass zu gegenseitigen Klagen.
Auch zwischen der Schlossherrschaft und den jüdischen Familien herrschte immer wieder Streit, insbesondere nachdem Mitte des 18. Jahrhunderts die Familie von Buhl das Schloss übernommen hatte. Heinrich von Buhl ging sogar so weit, dass er direkt neben dem Aufgang zum Betsaal im Wohnturm einen neuen Schweinestall bauen ließ – Schweine gelten in der jüdischen Religion als nicht koscher.
Quellen und Literatur
Ungedruckte Quellen:
Stadtarchiv Heilbronn C004B-116, C004B-118, C004B-157, C004B-182, C004B-185, C004B-187, C004A-826
Literatur:
ANGERBAUER Wolfram / FRANK Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn (= Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn 1). Heilbronn 1986, S. 91–101.
Artikel zur jüdischen Gemeinde Horkheim auf der Internetseite der Alemannia Judaica, Link öffnen [Abruf am 10.05.2021].
Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Hg. vom Statistisch-Topographischen Bureau. Stuttgart 1865.
FRANKE Hans, Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zu der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050-1945) (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 11). Heilbronn 2011. [1963], Link öffnen [Abruf am 10.05.2021].
Schüz, Martin, Schloss Horkheim und seine Bewohner im 17. und 18. Jahrhundert. In: heilbronnica 6. Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte. 2016 (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 22), S. 121–168.