Jüdischer Kulturweg

Die Metzgergasse Eppingen

Stadt Eppingen

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Reinhard Ihle

Die Metzgergasse

Malerisches Seitengässchen im Areal der im 16. Jahrhundert ausgebauten westlichen Vorstadt: Hier gingen damals die Eppinger Metzger ihrem Handwerk, eingebunden in die Zunft, nach. Viele leisteten unter Aufsicht ihres Zunftmeisters „zünftige“ Arbeit; wer dazu nicht bereit oder fähig war, dem wurde das „Handwerk gelegt“. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich das Haus Nr. 1 (erbaut 1601). Dieses in Schilfsandstein untersockelte Erkerhaus mit farbigen Schnitzereien im zweiten Obergeschoss zeigt Renaissancefachwerk vom Feinsten und weist auf einen reichen Erbauer hin.
1749 wurde „von des Posthalter Raußmüllers Hof“ (Alte Post am Marktplatz) ein Stein ins Fenster der „Jüdischen Schul“ in diesem Hause, das dem Löw Mayer gehörte, geworfen. Hier ist also eine frühe Eppinger Synagoge belegt. Zudem befand sich im Parterre dieses Hauses ein jüdisches Schächt- und Schlachthaus. Die Zusammenarbeit zwischen jüdischen und christlichen Metzgern in dieser Gasse war als vorbildlich beschrieben.
1773 wurde die „Schul“ in die „Alte Synagoge“ in der Küfergasse 2 verlegt. 1896 ersteigerte Metzgermeister Karl Feeser das Haus aus dem Nachlass des verstorbenen Moritz Eppinger, des letzten jüdischen Metzgers. Am 1. Oktober 1900 erwarb Jakob Friederich Hofmann das Anwesen.

Metzgergasse 1, ehemalige Judenschule, Schächt- und Schlachthaus, um 1930. Foto: Heimatfreunde Eppingen.

Weiterführender Text

Petra Binder

Metzgergasse 1: Die erste „Schul“

Bis zum Bau der („Alten“) Synagoge 1773 traf sich die jüdische Gemeinde in privaten Wohnhäusern. So hielten die Eppinger Jüdinnen und Juden ihre „Schul“, das heißt eine Synagoge, im Haus des Mayer Löw in der Metzgergasse 1. Als er sein Haus 1772 an seine Kinder übergab, beschloss die jüdische Gemeinde, eine neue „Schul“ in der Küfergasse zu erbauen. Im 19. Jahrhundert betrieben Josua und nach ihm sein Sohn Moritz Eppinger ihre koschere Metzgerei im Haus.

Ehemalige jüdische Schule und Metzgerei, später auch christliche Metzgerei in der Metzgergasse 1. Foto: Eva Maria Kraiss.

"Un ebbes Bsunders"

Unter diesen Fachwerkhäusern befinden sich eindrucksvolle, tiefe, gewölbte Keller. Hier lagerten die Metzger im Winter in den außerhalb der Stadt an Bächen angelegten Eisweihern gebrochenes Eis zur Kühlung ihrer Waren ein. Diese Eisvorräte reichten dann bis in den folgenden Sommer. Noch bis in die 1950er Jahre kühlte Metzgermeister Werner Hofmann auf diese Weise seine Produkte.

Literatur

BINDER Petra / IHLE Reinhard, Eppingen erleben. Fachwerkstadt mit Pfiff. Ubstadt-Weiher 2021.
KIEHNLE Edmund, Die Judenschaft in Eppingen und ihre Kultbauten. In: Eppingen - Rund um den Ottilienberg. Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung Bd. 3. Eppingen 1985, S. 146 ff.