Der jüdische Friedhof Stein am Kocher
Der sichtbarste Ausdruck der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Stein am Kocher liegt heute außerhalb des Orts. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Neckarsulm und Neudenau beigesetzt. Seit 1810 bestand ein eigener Friedhof im Kohlbachtal an der Straße nach Kreßbach, etwa ein Kilometer außerhalb von Stein. Mit insgesamt 101 Grabsteinen gehört er zu den kleineren Friedhöfen der Region. Er wurde in den letzten Kriegstagen durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt.
Von den 101 Grabsteinen datiert der älteste von 1812, der jüngste von 1934. Ein Grabstein, eine Mazewa (auch Matzevah oder Matzewa), wird ein Jahr nach der Bestattung in einer besonderen Zeremonie gesetzt bzw. enthüllt und symbolisiert die Verpflichtung, Verstorbene nicht zu vergessen. Die Inschrift ist normalerweise hebräisch, im 19. Jahrhundert findet sich häufig auf der Rückseite oder auf dem Sockel eine weitere Inschrift in der jeweiligen Landessprache.
Neben dem Friedhof erinnert noch der Flurname „Judenspitze“ am Degmarner Weg und der „Judten Weg“ bzw. „Judten Pfad“ von Stein nach Bürg.
Quellen und Literatur
Ungedruckte Quellen:
Staatsarchiv Ludwigsburg EL 228 b II; Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg, Fotografien
Literatur:
ANGERBAUER Wolfram / FRANK Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn (= Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn 1). Heilbronn 1986, S. 224–228.
Artikel zum jüdischen Friedhof in Stein am Kocher auf der Internetseite der Alemannia Judaica; Link öffnen [Abruf am 07.12.2022].
JUNG Norbert, Spurensuche S: Die Juden von Stein a. K., 2. Aufl. Zaberfeld-Michelbach 1987.
Stein am Kocher 1219–2019: Geschichte und Geschichten. Hrsg.: Stadt Neuenstadt a.K. Heidelberg/Ubstadt-Weiher/Speyer/Basel 2019.
MOSTHAF Ute, Jüdischer Friedhof in Stein am Kocher. Bunte Blätter von Stein: heimat- und familiengeschichtliche Zeitschrift für Stein am Kocher, Ausg. 81, 2023.