Jüdischer Kulturweg

Der jüdische Friedhof Ittlingen

Gemeinde Ittlingen

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Ulrich Kattermann

Das „Haus der Gräber“

Die Toten der jüdischen Gemeinde Ittlingen wurden bis 1819 vor allem auf den Verbandsfriedhöfen in Heinsheim und Waibstadt beigesetzt, in der Zeit von 1819-1887 auf dem näher gelegenen jüdischen Friedhof in Eppingen. Dort sind aus der Zeit von 1826 bis 1887 beispielsweise 73 Bestattungen dokumentiert. 1887 richtete die jüdische Gemeinde in Ittlingen einen eigenen Friedhof im Gewann „Richener Bühl“ ein. Der Friedhof lag damals weit außerhalb der Ortsbebauung – heute liegt er inmitten des nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Neubaugebiets Bergstraße.

Blick in den jüdischen Friedhof Ittlingen. Foto: Eva Maria Kraiss.

Jüdische Friedhöfe werden in aller Regel außerhalb der Städte und Dörfer angelegt. Die Gräber werden niemals aufgelassen. Jüdische Friedhöfe haben mit christlichen die Erdbestattung gemein. Es finden sich keine Urnen, denn gemäß jüdischen Vorstellungen soll ein Körper nicht durch Verbrennung komplett zerstört werden. Dies würde eine Auferstehung für gläubige Jüdinnen und Juden bei der Ankunft des Messias verhindern.

Letzte Bestattung 1938

Auf dem Ittlinger Friedhof befinden sich 58 Grabstätten in unterschiedlichem Erhaltungszustand. Diese eher geringe Anzahl von Gräbern ist auch durch die Aus- und Abwanderung von Jüdinnen und Juden zu erklären. Lebten 1864 noch 163 Menschen jüdischen Glaubens in Ittlingen, waren es 1933 nur noch 37. Somit sind die Gräber dieser noch in Ittlingen geborenen Jüdinnen und Juden zumeist in deutschen Großstädten oder in den Vereinigten Staaten zu finden. Die letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof in Ittlingen war die von Jakob Wimpfheimer (1860–1938). Bereits im Jahr zuvor war die Gemeinde aufgelöst worden.

Grabstätte des Jakob Wimpfheimer. Das Begräbnis im Jahr 1938 war die letzte Bestattung auf dem jüdischen Friedhof von Ittlingen. Foto: Dieter Eilers, 2022.

Grabstein des Markus Eichtersheimer mit Davidstern (Magan David) oder auch Davidsschild.
Foto: Dieter Eilers, 2022.
Besonders schöner und stattlicher Grabstein von Gabriel und Regine Karlsruher. Foto: Dieter Eilers, 2022.
Grabreihe im jüdischen Friedhof Ittlingen. Foto: Dieter Eilers, 2022.

Quellen und Literatur

Ungedruckte Quellen:
Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg EL 228 b II; Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg, Fotografien

Literatur:
ANGERBAUER Wolfram / FRANK Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn (= Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn 1). Heilbronn 1986, S. 115–121.
Artikel zum jüdischen Friedhof Ittlingen auf der Internetseite der Alemannia Judaica; Link öffnen [Abruf am 01.08.2021].
HUNDSNURSCHER Franz / TADDEY Gerhard, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Stuttgart 1968.
KRAUSS Martin, Ittlingen: vom späten 19. bis ins frühe 21. Jahrhundert. Ubstadt-Weiher u.a. 2023, S. 123–131.
NEUWIRTH Gustav, Geschichte der Gemeinde Ittlingen. Ittlingen 1981, S. 365–367.
SCHÖNFELD Wolfgang, Ittlingen: Spuren jüdischen Lebens, Familienschicksale. Eppingen 2023.