Jüdischer Kulturweg

Die Synagoge Korb

Stadt Möckmühl

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Ekaterina Gotsiridze

Die Synagoge Korb

In Korb lebten seit dem 18. Jahrhundert Jüdinnen und Juden. Der Ort, seit Ende des 16. Jahrhunderts ganz im Besitz der Herren von Berlichingen, gelangte 1806 an Württemberg und 1846 an Baden. Infolgedessen wechselte die jüdische Gemeinde, die seit 1832 Filiale der jüdischen Gemeinde Olnhausen war, vom Rabbinat Berlichingen zum Rabbinat Merchingen. Wegen des beschwerlichen Wegs nach Olnhausen wurden den Gemeindemitgliedern 1835 Filialgottesdienste in der Korber Synagoge gestattet. 
1833 verzeichnete die Gemeinde ihren höchsten Stand mit 102 Mitgliedern, die vor allem den traditionellen Berufen des Vieh- und Warenhandels nachgingen. Durch Auswanderung und Fortzug ging ihre Mitgliederzahl auf 17 im Jahre 1900 zurück; die jüdische Gemeinde wurde 1903 aufgelöst. Danach besuchten die noch in Korb verbliebenen Familien die Einrichtungen der jüdischen Gemeinde in Sennfeld. 1933 lebten keine jüdischen Bewohner mehr im Ort.

Nord-West-Ansicht der ehemaligen Synagoge Korb, 1989. Foto: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, Michael Goer.

Die 1824 in der heutigen Sennfelder Straße 4 errichtete Synagoge ersetzte eine 1807 erstmals erwähnte Betstube und wurde 1866 erneuert. Sie beherbergte im Erdgeschoss den Unterrichtsraum sowie einen Raum für die Schächtungen. Der Betsaal befand sich im heutigen 1. Ober- und Dachgeschoss, zwischen denen nach dem Wegzug der letzten jüdischen Familie Rosenfeld im Jahr 1926 eine Zwischendecke eingezogen wurde.

Aussparung für eine Mesusa am Stalleingang: eine längliche Kapsel, die ein gerolltes Pergamentstück mit Abschnitten aus der Tora enthält. Fotos: Eva Maria Kraiss.

Fragmente der blau gestrichenen und mit goldenen Sternen bemalten Innenverkleidung im Dachgeschoss erinnern noch heute an die ehemalige Nutzung. Das Synagogengebäude war auch mit einer Wohnung für den Vorsänger und Schullehrer ausgestattet. Eine Mikwe (rituelles Tauchbad) ist ebenfalls nachgewiesen; allerdings ist ihr Standort nicht gesichert. Seitdem die Synagoge aufgegeben wurde, dient das Gebäude Wohnzwecken.

Im Dachstuhl der ehemaligen Synagoge hat sich ein Fragment der blau gestrichenen und mit goldenen Sternen bemalten Innenverkleidung („Himmel“) erhalten. Foto: Eva Maria Kraiss.

Weiterführender Text

Die Synagoge wird zum Wohngebäude

Mit der Einrichtung eines Filialgottesdienstes in Korb mit eigenem Vorsänger konnten die Korber Jüdinnen und Juden ihte Synagoge weiterhin nutzen. 1851 soll die kurz zuvor ohne nähere Angaben zur Lage erstmals erwähnte Mikwe verlegt worden sein: aus einem Raum im hinteren Teil des Synagogengebäudes in ein links des vorderen Eingangs liegendes Zimmer. Möglicherweise sind die immer wieder feststellbaren Senkungen der Gartenmauer im Bereich des Vorgartens ein Indiz für deren Standort. Da das Straßenniveau früher um ca. 1,5 m tiefer war, ist diese Annahme nicht auszuschließen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließen die wenigen noch im Ort verbliebenen jüdischen Familien ihre Toten auf dem 1882 neu angelegten jüdischen Friedhof in Sennfeld bestatten; zunächst hatten sie ihr Begräbnis in Berlichingen gehabt.
Den tiefsten Einschnitt für die Infrastruktur der jüdischen Gemeinde bedeutete aber ihre Auflösung im Jahr 1903: Die Synagoge wurde zum Wohnhaus. Darin lebte fortan die Familie Rosenfeld, die letzte jüdische Familie im Ort, bis diese 1926 wegzog. Das umgebaute Gebäude dient bis heute Wohnzwecken und lässt seine ursprüngliche Funktion nur noch erahnen.

Inschriftenfragment im heutigen Badezimmer der ehemaligen Synagoge Korb. Foto: Eva Maria Kraiss.

Rabbiner Abraham Waelder

Als 1846 das bislang württembergische Dorf Korb an Baden gelangte, wechselte auch die jüdische Gemeinde zum Rabbinat Merchingen. Aus diesem Anlass hielt der bisher zuständige Rabbiner Abraham Waelder aus Berlichingen eine Predigt in der Korber Synagoge. In dieser spannte er einen Bogen vom Sinnspruch „Wo es dir wohl gehet, dort ist dein Vaterland (ubi bene ibi patria)“ zu Psalm 37. Seine Ausführungen mündeten in die Aufforderung: „Und so werdet denn gute Badner, wie ihr bisher gute Württemberger waret“, nicht ohne seine Segenswünsche für Württemberg und Baden und insbesondere die jüdische Gemeinde Korb auszusprechen.

Druck der „Predigt in der Synagoge zu Korb“, vom 25. April 1846, gehalten von Rabbiner Abraham Waelder aus Berlichingen, als das württembergische Dorf Korb 1846 an Baden gelangte und zum Rabbinat Merchingen wechselte.

Süd-Ost-Giebel der ehemaligen Synagoge. Zwischen den Fenstern des 1. Obergeschosses befand sich der Toraschrein. Aus: Wilhelm Wetterauer: Die ehemalige Synagoge in Korb. Adelsheim 1985. Foto: Karl Hoch. 
Nordansicht der ehemaligen Synagoge Korb. Foto: Eva Maria Kraiss.
Nord-West-Ansicht der ehemaligen Synagoge Korb. Foto: Eva Maria Kraiss.
Wohngebäude und Stall der ehemaligen Synagoge Korb. Foto: Eva Maria Kraiss.
Südansicht der ehemaligen Synagoge Korb. Foto: Eva Maria Kraiss.

Quellen und Literatur

Ungedruckte Quellen:
Ortsarchiv Korb A 164, B 77–B 78, B 82–B 84

Literatur:
ANGERBAUER Wolfram / FRANK Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn (= Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn 1). Heilbronn 1986, S. 134–138.
Artikel zu Korb auf der Internetseite der Alemannia Judaica; Link öffnen [Abruf am 28.09.2021].
HAHN Joachim / KRÜGER Jürgen, Synagogen in Baden-Württemberg. Teilband 2, Orte und Einrichtungen von Joachim Hahn. Hrsg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007, S. 323-324.
WETTERAUER Wilhelm, Die ehemalige Synagoge in Korb (maschinenschriftlich), Adelsheim 1985.