Jüdischer Kulturweg

Die Judengasse Neudenau

Stadt Neudenau

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Leonhard Baumgartl

Die Kronengasse (Judengasse)

Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts lebten Jüdinnen und Juden in Neudenau. Sie wurden damals während der sogenannten Rintfleisch-Verfolgungen von 1298 vertrieben oder ermordet. Dieses Pogrom erhielt seinen Namen von seinem Anführer namens „Rintfleisch". Um die Mitte des 14. Jahrhunderts folgten weitere Judenverfolgungen im Zusammenhang mit der großen Pestepidemie. 1492 ist wieder ein Jude in Neudenau genannt. Das mittelalterliche Wohngebiet der jüdischen Bewohner war vermutlich die „Judengasse“, die 1454 erstmals erwähnt wurde. Sie zog sich von hier zum Marktplatz und wurde 1965 in Kronengasse umbenannt.

Gemälde der Judengasse, die 1965 in Kronengasse umbenannt wurde. Josef Frank, Neudenau.

Die jüdische Gemeinde

Erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts zogen wieder mehrere jüdische Familien in die Stadt und bildeten den Grundstock für die Entstehung der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde, die zum Rabbinatsbezirk Mosbach gehörte. Sind im Jahr 1693 zwei Ortsansässige namens Gumpele und Mosche bekannt, lebten Mitte des 18. Jahrhunderts bereits acht jüdische Familien mit 36 Seelen in Neudenau. Hauptsächliche Lebensgrundlage der Juden war der Handel mit Pferden, Vieh und Textilwaren. Ihre Höchstzahl erreichte die jüdische Gemeinde mit 55 Mitgliedern um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 1933 lebten noch neun Jüdinnen und Juden in der Stadt. Mit Ausnahme von Mina Haas, die noch in Neudenau starb, verzogen die übrigen zwischen 1935 und 1940 in größere Städte. Nach Informationen der israelischen Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem wurden insgesamt 15 Neudenauerinnen und Neudenauer jüdischen Glaubens in Auschwitz, Gurs und anderen Lagern ermordet.

Die 1454 erstmals genannte Judengasse, die vom Marktplatz in nördlicher Richtung ausging und 1965 in Kronengasse umbenannt wurde, 2022. Foto: Margrit Elser-Haft.

Literatur

Angerbauer Wolfram / FRANK Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn (= Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn 1). Heilbronn 1986, S. 177–181.
HAHN Joachim / KRÜGER Jürgen, Synagogen in Baden-Württemberg. Teilband 2, Orte und Einrichtungen von Joachim Hahn. Hrsg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007, S. 346–349.